Der Lykische Weg mit Baby und Zelt – Die terrane Anreise

Vor ein paar Monaten wussten wir nur eines: Wir wollten gemeinsam eine längere Reise machen – und zwar ohne zu fliegen. (Genau das bedeutet «terran».) Alles andere war noch offen.
Also begannen wir, eine Liste zu schreiben mit Dingen, die uns wichtig waren: gemeinsam erkunden, Meer, wandern, Zeit haben, Wärme, gutes Essen.
Schnell merkten wir: Der lykische Weg ist das perfekte Abenteuer für uns. 500 km entlang der Südküste der Türkei, in einer gastfreundlichen Kultur, mit köstlichem Essen – und erreichbar ohne Flugzeug. Die Route: zwei rund 24-stündige Fährfahrten (die zweite hätte man auch kürzer machen können), dazu eine 1,5-stündige Fährverbindung und zwei Zugfahrten – eine nach Ancona, die andere zwischen Patras und Athen.
Da wir beide erfahrene Reisende und Wanderende sind, war unser grösster Unsicherheitsfaktor das Zelten mit Baby und die hohen Temperaturen beim Wandern. Wettertechnisch hatten wir mit Mitte September bis Oktober die ideale Zeit gewählt – mit durchschnittlichen Höchsttemperaturen unter 30 °C. Tatsächlich waren es bei unserer Anreise aber noch 35 °C.
Fürs Zelten war unsere Probetour im Tessin Gold wert: Neben der Capanna Cremorasco haben wir unser Material getestet. Danach fühlten wir uns deutlich sicherer. Zusätzlich holten wir uns reisemedizinische Beratung im Zentrum für Reisemedizin der Uni Zürich und bekamen noch ein paar Impfungen.
Vorbereitung & Aufbruch
Anfang September ging es endlich los. Mit etwas Glück schafften wir es, unsere Wohnung innerhalb von drei Wochen für die gesamte Reisezeit unterzuvermieten. (Inserate auf Flatfox, Tutti, Immomailing und Ronorp – am meisten Rückmeldungen kamen über Flatfox, gar keine über Ronorp. Tutti spielte die Anzeige automatisch auch auf Homegate aus.)
Wohnung vorbereitet, berufliche und private Angelegenheiten geregelt – und los ging’s auf unsere 6-wöchige Reise.
Die erste Etappe führte uns mit dem Zug von Zürich über Innsbruck nach Südtirol, um Ivos Familie und eine Freundin von Marie zu besuchen. Unsere Rucksäcke wogen 14 kg bzw. 10,3 kg – inklusive 5 Litern Wasser und Essen für zwei Tage.

Zug nach Ancona & erste Fähre
Von Bozen reisten wir über Bologna nach Ancona, wo wir uns am Abend noch durch die Stadt kosteten. Am nächsten Morgen ging’s auf die Fähre nach Patras. Unser Ziel: möglichst früh an Bord, um einen guten Schlafplatz zu sichern – denn eine Kabine hatten wir nicht gebucht.
Tatsächlich fanden wir einen super Platz, der für 24 Stunden unser Basislager wurde. Anfangs waren wir unsicher, ob wir ohne Kabine reisen sollten, denn eine hätte rund 300 Franken mehr gekostet. Wir beschlossen: zuerst ohne, und wenn nötig, bei künftigen Fahrten eine zu buchen. Das Experiment war ein voller Erfolg! Zumal wir Matten zum Schlafen dabeihatten – und man hätte sogar noch an Bord upgraden können.
Die Fahrt war entspannt. Cleo strahlte alle an, alle strahlten zurück, und wir lernten einige Kinder in ihrem Alter kennen. Die Fähre von Ancona nach Patras fährt sechsmal pro Woche, nach Igoumenitsa täglich.
Wir hatten reichlich Proviant dabei (Takeaway aus Ancona, Brot, Käse, Instant-Nudeln, Müslizutaten, Nüsse, Cracker, Obst und 6 Liter Wasser für 24 h) – so mussten wir nicht zwingend an Bord essen. Trotzdem gönnten wir uns einen veganen entkoffeinierten Cappuccino und auf der zweiten Fähre ein vegetarisches Mittagessen.






Griechenland
Von Patras fuhren wir mit dem Bus nach Kiato und von dort mit dem Zug nach Athen (Verbindung stündlich bis zweistündlich). Dort nahmen wir uns 48 Stunden Zeit, um die griechische Küche zu geniessen – herrlich! Wir waren begeistert von der Frische der Zutaten, der Vielfalt vegetarischer Gerichte und der Herzlichkeit der Menschen – besonders Cleo gegenüber.
Neben Essen stand natürlich auch etwas Besichtigung auf dem Programm: die Akropolis und Spaziergänge durch verschiedene Stadtteile.
Dann ging es mit der Metro zum Hafen Piräus und auf die Fähre nach Rhodos (denn von dort fahren die Schiffe weiter nach Fethiye).


Zweite Fähre & Rhodos
Auf dieser Fähre fanden wir keinen geeigneten Schlafplatz. Unsere Versuche, einen zu finden, wurden eher unfreundlich aufgenommen. Also entschieden wir uns für eine Kabine. Für 96 € (48 pro Person) bekamen wir ein barrierefreies Zimmer mit extra Platz fürs Babybett. Duschen, sicher verstautes Gepäck und erholsamer Schlaf – die Ausgabe hat sich definitiv gelohnt.
Am nächsten Morgen sahen wir, dass viele Passagiere auf Sofas in den Restaurants geschlafen hatten. Ohne Baby wäre das auch gegangen – aber wir waren sehr froh über unsere Entscheidung. Ausserdem erlebten wir an Bord noch mehr Cleo-Freundlichkeit: kleine, herzerwärmende Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen.
Die Fahrt dauerte 24 Stunden, mit Stopps an rund 10 Häfen (u. a. Santorini, Kreta, Karpathos). Man kann die griechischen Inseln also wunderbar per Fähre bereisen. Wir entdeckten, dass es auch schnellere Verbindungen gibt (16 Stunden, aber teurer). Unsere Fahrt kostete ohne Kabine 60 €, und die Strecke wird mehrmals täglich angeboten.
Die Ankunft auf Rhodos war ein kleiner Schock: Massen von Tourist*innen, Restaurants, Strände, eine sehr touristische Altstadt (die UNESCO-Weltkulturerbe ist). Schön war jedoch, dass die Menschen trotz des Trubels sehr herzlich waren. Auch das Baden im Meer – mit Musik – tat gut.
Morgen geht es per Fähre (1,5 h, 50 €, zweimal täglich) weiter nach Fethiye. Dort werden wir uns wahrscheinlich nicht lange aufhalten – nach all den Städten sehnen wir uns nach Natur, Wandern und weniger touristische Gegenden.





Fähre nach Rhodos





Rhodos
Heute, drei Tage später, während wir diesen Post absenden, sind wir bereits mitten auf dem lykischen Weg. Die Erfahrung bisher ist grossartig – auch wenn es mit Höchsttemperaturen von 35 °C sehr heiss ist. Die Wege und Ausblicke sind beeindruckend, und erstaunlicherweise hatten wir trotz Zeltübernachtungen bisher immer die Möglichkeit zu duschen. Dazu kommt schon jetzt jede Menge köstliches türkisches Essen – die perfekte Kombination aus Naturerlebnis und Komfort. Und das Wichtigste: Cleo geht es unterwegs super, sie geniesst das Abenteuer genauso wie wir.
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